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Wie aus Nena Helene Fischer wurde…

Bekommt man einen Flyer für eine Party in die Hand gedrückt, so sind Musikrichtungen, wie zum Beispiel Elektro – in allen möglichen Ausführungen von Elektro-Swing bis Dubstep -, Hip-Hop und auch Oldies vertreten. Was aber auffällt ist, dass auf solchen Partys zunehmend auch Schlager gespielt wird. Es gibt heute nicht mehr nur die kleine Ecke im hinteren Teil des Clubs in der die Mallorca-Hits 1999 gespielt werden, sondern auch auf der Haupttanzbühne wird Schlager gespielt.

Vor noch fünf Jahren war dies unvorstellbar. Wie ist die Schlagermusik zu Mainstream geworden?

Es gibt eine Entwicklung, die mit der „Neue Deutschen Welle“ in den 80er-Jahren begonnen hat: Deutschsprachige Musik war zuvor noch Alt-Herren- und Damen-Musik. Für die damalige Jugendkultur war eine solche Musikrichtung spießig, verstaubt und als Partymusik nicht vorzustellen.

Aber mit der richtigen instrumentalen Untermalung und den passenden frechen Texten kam es zum Wandel. Nena, die Spider Murphy Gang, Falco, Trio und Co. modernisierten die biedere Fassade der deutschsprachigen Musik und wurden bekannt und berühmt.

Bis heute besitzen Lieder wie „Skandal im Sperrbezirk“, „Rock me Amadeus“ und „99 Luftballons“ Kultstatus. Hier wurde erstmals gezeigt, dass deutschsprachige Musik kein Kaffee und Kuchen-Ambiente, sondern auch einen „Kippe-anzünden-und-Feiern-gehen-Charakter“ besitzt. Aus braver Heintje-Musik wurde erstmalig rockige deutschsprachige Musik.

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Gute Stimmung: Auch bei Schlagermusik gibt es nicht viel Platz auf der Tanzfläche (© Nik Styles / pixelio.de)

Gute Stimmung: Auch bei Schlagermusik gibt es nicht viel Platz auf der Tanzfläche (© Nik Styles / pixelio.de)

Die Schlagerszene schlafend zurücklassend, entwickelte sich nur die Popmusik: Nur zwanzig bis dreißig Jahre später, gibt es nun eine immense Vielfalt an deutschsprachiger Musik: Hits der „Neuen Deutschen Welle“, Chillmusik von Clueso und Philip Poisel, Rock von Kraftklub und Jennifer Rostock, Hip-Hop von Freundeskreis über die Sekte bis hin zu Kollegah und Materia, aber auch Party-Reaggae von Seeed gingen hervor.

Laut einer Auswertung von FOCUS und der Marktforschungsfirma Media Control waren 2012 43,28 Prozent der meistverkauften Alben in Deutschland deutschsprachig. Das ist noch mehr als zu den Besten Zeiten der Neuen Deutschen Welle.

Einzig und allein der Schlager entwickelte sich zunächst nicht weiter. Doch durch Sängerinnen wie Andrea Berg und Helene Fischer entstand aus Schlager etwas Neues: Ein Grund für den Erfolg des Schlagers war zum einen der Hype der deutschsprachigen Musik, der sich auch auf die Schlagerszene ausübte. Deutsche Musik wurde angesehener und mit ihr wuchs auch die Fangemeinschaft.

Doch wie schaffte es die von der Mehrheit der jungen Menschen ignorierte Musik den Sprung zum Mainstream? Der Siegeszug wächst und an ihrer Spitze steht im Moment Helene Fischer.

Die noch 29-Jährige –in der ehemaligen Sowjetunion Geborene, schafft es gleichermaßen Schlagersängerin und Entertainerin zu sein. Fans schätzen ihre Bühnenpräsenz, ihre unterhaltsame Show, bei der auch das Publikum eingebunden wird. Ihre Methode ist es moderne Pop- und Elekto-Elemente mit ihren eingängigen Schlagertexten zu mischen. Das Ergebnis ist ihr Erfolg. Ihr Album „Farbenspiel“, das am 4. Oktober 2013 erschien, erreichte in Deutschland, Österreich und der Schweiz Platz Eins.

Die Entwicklung, die in den 80er Jahren begonnen hat, zeigt immer wieder neue Ergebnisse: Es gibt zwar keine „Neue Deutsche Welle 2.0“, aber es sind die leicht verständlichen Texte mit einfachen Beats, die bei der breiten Masse der Bevölkerung ins Ohr gehen und nun auch immer mehr junge Menschen dazu bringt ihre Körper zum typisch deutschen 4/4-Takt zu bewegen.

Nachdem die Face2Face-Redaktion nun mit Helene Fischer „atemlos durch die Nacht“ ging und mit Udo Jürgens „griechischen Wein“ getrunken hat, liegen wir abschließend mit Jürgen Drews in unserem „Bett im Kornfeld“ und denken uns mit unserem Freund Roy Black: „Schön ist es auf der Welt zu sein“.

Vorschau: Am 08. März lest hier mehr über das Thema: „Mainstream-Musik ohne Message?“

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